Blutegeltherapie

Schon sehr früh erkannte der Mensch, dass der Blutegel eine heilende Wirkung besitzt. Er wird seither (seit ca. 3000 Jahren) als Heilmittel angewendet. Auch in der Tiermedizin nimmt die Blutegeltherapie einen hohen Stellungswert ein.

Wirkungsweise:

Der Speichel des Blutegels enthält eine Vielzahl von heilenden Substanzen, welche entzündungshemmend, schmerzstillend, entschlackend und antibiotisch wirken. Das im Speichel enthaltene Hirudin und Calin wirkt Blutgerinnungshemmend, was für eine ausgiebige Nachblutung, welche stark erwünscht ist !!!, sorgt.

Indikationen:

  • Entzündungen (akute, chronische)
  • Nerven- ,Sehnen- ,Sehnenscheidenentzündungen
  • Ekzeme, Abszesse
  • Wundheilungsstörung, Wunden (nach OP)
  • Narben (nach OP)
  • Gelenkfehlbildungen (z.B. Hüftgelenksdysplasie, Ellenbogendysplasie)
  • Arthrose, Arthritis
  • Patellaluxation
  • Wirbelsäulenerkrankungen (Bandscheibenvorfälle, Spondylose, Cauda-Equina)
  • Schwellungen, Venöse Stauungen
  • Muskelverhärtungen

Kontraindikationen:

  • Anämie
  • Leukämie
  • Magengeschwür
  • Tumore
  • Fieber
  • Diabetes mellitus
  • Schmerzmittelgabe: Schmerzmittel sollten mindestens 3 Tage vor der Blutegelanwendung abgesetzt werden, da diese Nebenwirkungen in Form von Blutverdünnung oder Blutgerinnungshemmung aufweisen können und die Nachblutung verstärken würden.
  • Parasitenabwehr (Spot-On): Spot-On Präparate sollten nicht frisch zuvor aufgetragen werden, da diese durch ihren starken Geruch die Blutegel vom Beißen abhalten.

Anwendung am Tier:

Die Blutegel werden in speziellen Blutegelzuchtstätten gezüchtet und sind als offizielles Arzneimittel anerkannt. Die in der Therapie verwendeten Blutegel beziehe ich ausschließlich aus der Biebertaler Blutegelzucht GmbH und jeder Blutegel wird nur einmal angesetzt.

Nach vorheriger Untersuchung wird je nach Indikation ein bis mehrere Blutegel an die betroffene Stelle angesetzt. Der Beißvorgang wird dabei vom Tier als nicht störend empfunden (wie ein Stich einer Mücke) und stets sehr gut toleriert. Die Dauer der Therapie richtet sich nach der Sauggeschwindigkeit der jeweiligen Egel. Diese kann zwischen 60 – 120 Minuten dauern. Die Hunde sind in dieser Zeit oft ganz entspannt und schlafen gerne ein. Sind die Egel fertig, fallen diese von selbst wieder ab. Zurück bleibt eine kleine Wunde, welche durch die Blutgerinnungshemmenden Wirkstoffe der Speichels bis zu 12 Stunden nachblutet. Dies ist ausdrücklich erwünscht !! In dieser Zeit verliert das Tier nochmals so viel Blut, wie der Blutegel zuvor gesaugt hat. Das sind in der Regel insgesamt ca. 30 – 50 ml je Egel. Während dieser Nachblutung sollte auf eine gute Hygiene der Wunde geachtet werden.

Nach ca. 12 Stunden entwickelt sich dann eine kleine Kruste, welche nicht entfernt werden sollte, auch nicht vom Tier selbst. Die Bissstelle verheilt in der Regel sehr schnell.

Wichtige Information zur Blutegeltherapie:

Ab dem 28.01.2022 tritt das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) in Kraft, welches der Bundestag mit Beschluss vom 24.06.2021 zur Annahme beschlossen hat.

Da der Blutegel ist ein apothekenpflichtiges Fertighumanarzneimittel ist und daher als Arzneimittel im Sinne des § 2 Absatz 1 AMG eingestuft wird, kann nach der neuen Regelung des § 50 Absatz 2 TAMG, nur noch ein Tierarzt diese Arzneimittel bei Tieren anwenden.

Tiertherapeuten dürfen keine Blutegel mehr anwenden, es sei denn, sie werden von dem behandelnden Tierarzt verschrieben oder abgegeben und eine tierärztliche Behandlungsanweisung für den betreffenden Fall ausgehändigt.

Somit ist die Blutegeltherapie nur noch eingeschränkt mit einer tierärztlicher Verordnung und Behandlungsanweisung möglich. Informationen hierzu bekommen sie bei Ihrem Tierarzt.